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Sandra Urba und Roman Gießing eröffneten am Sonntag in Ramstein interessante Perspektiven

 

Die Sonate in D-Dur von Johann Sebastian Bach gehört zu den 3 Sonaten für Viola da Gamba und Cembalo . Und die Sammlung der Fantasiestücke von Robert Schumann wurde ursprünglich für die tiefere Klarinette in A und Klavier Kompomiert . Die Bach-Sonate offenbarte zwischen den beiden Interpreten Roman Gießing am Cello und Sandra Urba interpretatorisch Welten: Die glänzend aufgelegte und um jede Nuance der modulatorischen Entwicklung und der motivischen Arbeit bemühte Pianistin zeigte einen stets präsenten Gestaltungswillen: Das war kein sanft dahin surrender Bach, sondern einer im energisch zupackendem Stil. Dagegen blieb der Cellist etwas blass, huldigte dem einst gängigen Ideal einer asketischen, mehr etüdenhaften und strengen, eher distanzierten Vortragsweise, die mehr analytisch und nicht gestalterisch inspiriert wirkt. Das Zusammenspiel zweier Extreme war dennoch eine spannende Sache: Wie der sehr inspirierte, bisweilen kapriziöse Klavierklang letztlich den Cellisten doch im wahrsten Sinn des Wortes „beflügelte“ und mitnahm in eine geschmeidigere und lebendige Gestaltung, war eine Offenbarung. Ob die original besetzte Klarinette in A nun besser zu dem Schumann-Zyklus passt als das Cello, war interpretatorisch weniger ausschlaggebend. Nachteilig war vielmehr, dass trotz der Satzbezeichnung  des ersten Satzes – zart und mit Ausdruck – sich das Duo eben nicht die Zeit für eine melodisch intensive Ausformung nahm, sondern mehr elegant über die Kantilenen und Akkordbrechungen des Celloparts hinweg spielte. Überhastete Triolen prägten auch den leicht verwischten zweiten Satz, vieles gelang dennoch durch die Übersicht der Pianistin, die alles zusammenhielt .

Umso mehr überraschte die enorme Steigerung nach der Pause. Vom ersten Ton der Cellosonate in a-Moll von Edvard Grieg an spürte man: Das ist das Meisterstück des Cellisten, in diesem blüht und geht er auf, hier ist er in den eruptiven Ausbrüchen und dramatisch bewegten Episoden angekommen. Dagegen verblassten die beiden anderen beiden Kompositionen vor der Pause zur bloßen Einleitung, zur Hinführung zu diesem dann doch sensationellen Konzertereignis. Dieser Grieg war emotions- und spannungsgeladen, lockte den Cellisten aus der Reserve, sein Ton wirkte energischer, die Gestaltung packender und das Zusammenspiel von früheren Spannungen gelöster und befreiter. Auch hier brachte die exzellente Pianistin viele Impulse der Ausdrucksverfeinerung ein und sorgte für bewegende Momente bei Überleitungen und Begleitungen.

Rheinpfalz 17.10.2022

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